Bildungswissenschaften

Das Institut für Pädagogik spiegelt in seiner Diversität die zentralen theoretischen und empirischen Richtungen der modernen erziehungswissenschaftlichen Forschung wider. Diese gründen auf unterschiedlichen Wissenschaftstraditionen, denen vielfältige Methoden zugrunde liegen und die im Diskurs und in der systematischen Verknüpfung weiterentwickelt werden.
Sich wandelnde gesellschaftliche Bedingungen stellen Herausforderungen für die Weiterentwicklungen des Bildungssystems dar, die am Institut für Pädagogik begleitet und hinterfragt werden. Dabei erfolgen Forschungsfokussierungen unter anderem auf Entgrenzungsphänomene des pädagogischen Raums, den demographischen Wandel, Bildungsarmut, den Umgang mit Heterogenität oder das „Abitur nach 12 oder 13 Jahren“. Historische Forschungsperspektiven relativieren zudem die Dramatik und den behaupteten innovativen Gehalt aktueller Entwicklungen. Dass der Wandel des Bildungssystems nicht nur affirmativ rezipiert, sondern auch kritisch in größere Zusammenhänge der Globalisierung, Medialisierung sowie Ökonomisierung von Kultur und Gesellschaft gestellt wird, ist eine Stärke des Instituts.
Innovative Beiträge wurden in den Jahren 2011/2012 auf folgenden Gebieten geleistet:

  • Qualitätsentwicklung von Schulen in schwieriger Lage, Evidenzbasierte Schulentwicklung,
  • Unterrichtsqualität und Unterrichtsplanung
  • Begabtenförderung und kognitive Aktivierung, Individuelle Förderung
  • Mobilität im höheren Lebensalter
  • Heterogenität im Bildungssektor und die Förderung der Bildungsbeteiligung junger Menschen mit Migrationshintergrund
  • Geschlechterrollen im interkulturellen ­Kontext
  • Diversität und Erziehungswissenschaft
  • Internationale Herbartianismus-Forschung
  • Schularchitekturen und ihre pädagogische Bedeutung
  • Schulkulturen im urbanen Wandel von Quartieren
  • Jugendliche in netzwerkbasierten Bildungsräumen
  • Bildungsarmut, unerwartete Bildungskarrieren und gesundheitliche Prävention für vulnerable Zielgruppen
  • Differente Bezugs- und Bildungsräume von Peer-Vernetzungen in der Kindheit, Analyse von Distinktionen und Ungleichheitseffekten
  • Interkulturelle Bildung und Sozialstruktur, Migration und ethnische Minderheiten
  • Bildung unter Bedingungen von Segregation, Bildungsvertrauen, Konstruktionen von ­Ethnizität in der pädagogischen Praxis
  • Entwicklung der Erziehungswissenschaft auf der Basis Kritischer Theorie
  • Methoden und Methodologie der qualitativen Bildungsforschung

Mit der Besetzung der Professuren für Grundschul- und Kindheitsforschung durch Ingelore Mammes und Anja Tervooren verstärkt das ­Institut die Forschungsanstrengungen bezogen auf Bildungsprozesse in Vor- und Grundschule. Unterstützt wird diese Entwicklung durch die Gründung des Grundschulforschungslabors ­(G-Lab). Als eine weitere übergreifende Profillinie lassen sich verschiedene Forschungsanstrengungen unter dem Begriff „Urbane Bildungsräume unter Bedingungen sozialer, ethnischer und kultureller Diversität“ bündeln. Dieser Bereich wird durch die Neuberufungen von Carsten Keller, Nicolle Pfaff und Anja Tervooren gestärkt.
Einen Schwerpunkt des Instituts stellt die Raumwissenschaftliche Schul- und Bildungsforschung dar, die im Hauptforschungsfeld ‚Bildung und Soziales‘ der universitären Profillinie „Urbane Systeme“ verankert ist. In diesem Bereich wurde das DFG-Projekt „Schulraum und Schulkultur“ im Jahr 2012 erfolgreich abgeschlossen und die Finanzierung des Nachfolgeprojektes „Schulische Standorte“ für weitere drei Jahre bewilligt (Prof. Böhme). In einem weiteren DFG-Projekt, das von 2012 bis 2014 gefördert wird, werden mit Autoportraitanalysen die Selbstkonstruktionen von Jugendlichen in netzwerkbasierten Bildungsräumen rekonstruiert (Hagedorn).
Besonders viele Projekte am Institut für Pädagogik werden durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Drei Projekte des SteBis-Verbund (Steuerung im Bildungssystem) des BMBF-Förderschwerpunkts „Empirische Bildungsforschung“ sind am Institut angesiedelt (Profs. van Ackeren, Clausen, Pfaff). Hinzu kommen je ein Projekt aus den Förderschwer­punkten Alphabetisierung und Präventionsforschung (Prof. Bauer). Aufgrund des ­maximal möglichen Bewilligungszeitraums lief im Jahr die dritte Förderphase 2012 der ­DFG-Forschergruppe „Naturwissenschaftlicher Unterricht“(NWU) aus, während das unmittelbar angebundene DFG-Graduiertenkolleg „Naturwissenschaftlicher Unterricht“ mit Be­teiligung des Instituts für Pädagogik für ein ­weiteres Jahr gefördert wird (van Ackeren). Ein weiteres DFG-gefördertes Projekt fokussierte auf die Steuerungswirkung von Bildungsstandards (Kühn). Verschiedene weitere DFG-Anträge sind in Vorbereitung. Landesmittel wurden für ein Projekt zum Abitur nach 12 oder 13 Schuljahren (NRW: Prof. van Ackeren) und zur schulischen Hochbegabten­förderung (Hessen: Profs. van Ackeren, Clausen) eingeworben.
Als weitere Drittmittelgeber sind unter anderem die Stiftung Mercator, die Hertie-Stiftung, die Alfried-Krupp-und-Friedrich-Alfred-Krupp-Stiftung zu nennen. Daneben findet sich auch eine Reihe von Projekten, die aus Industrie und Wirtschaft finanziert wurden. Im Jahr 2011 wurde das Projekt „KANU – Gemeinsam weiterkommen“ (Prof. Bauer) mit dem Gesundheitspreis NRW ausgezeichnet. Sven Kluge erhielt 2012 den ­„Förderpreis für ausgezeichnete Arbeiten junger Erziehungswissenschaftler“ der DGfE.