Gesellschaftswissenschaften

Institut für Entwicklung und Frieden (INEF)

Das Institut für Entwicklung und Frieden, das 2015 sein 25-jähriges Jubiläum feiern wird, widmet sich als Forschungsinstitut der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften der anwendungsorientierten Grundlagenforschung an der Schnittstelle von Entwicklung und Frieden. Die Arbeiten des INEF, die sich mit Globalisierungsprozessen und deren politischer Gestaltung beschäftigen, werden sich in den nächsten Jahren unter dem Titel „Verantwortung in einer konfliktiven Weltgesellschaft“ auf die Bereiche „Verantwortung im globalen Regieren“ und „Konflikttransformation entlang der Bruchlinien der Weltgesellschaft“ konzentrieren. Darunter fallen Projekte zu Fragen der menschenrechtlichen Verantwortung der Wirtschaft, der Ausgestaltung einer künftigen nachhaltigen Entwicklungsagenda, die Untersuchung von Transformations- und Demokratisierungsprozessen und die Beschäftigung mit gewaltfreien Formen der Konfliktlösung. Im Mittelpunkt steht dabei insbesondere die Rolle gesellschaftlicher Gruppen mit transnationaler Vernetzung (etwa Diasporas, terroristische Gruppen, globale Produktionsnetzwerke), aber auch das Verhältnis von Staaten und nicht-staatlichen Akteuren sowie die Beschäftigung mit der Frage, wie „Staatlichkeit“ gestärkt werden kann, um ein Mindestmaß an öffentlich zugänglichen Dienstleistungen und den gesellschaftlichen Interessenausgleich sicherzustellen. Das breite Spektrum der Arbeiten findet auch seinen Niederschlag in den gemeinsam mit der Stiftung Entwicklung und Frieden herausgegebenen „Globalen Trends“, in denen regelmäßig wichtige Entwicklungstrends globaler Politik allgemein verständlich auf der Grundlage umfangreicher Daten und Analysen aufbereitet werden.

Die aktuelle Forschung der letzten Jahre war unter anderem von einer Reihe von Projekten zur menschenrechtlichen Verantwortung von Unternehmen geprägt. Konkret ging es hierbei darum, die Möglichkeiten der effektiven Umsetzung der „UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte“ aus entwicklungspolitischer Perspektive zu analysieren. Zudem wurden Handlungsempfehlungen für die deutsche Entwicklungspolitik entwickelt. In Zusammenarbeit mit Unternehmen und Gewerkschaften zielen die Projekte aber auch darauf ab, Handreichungen zu erarbeiten, damit die unterschiedlichen Akteursgruppen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachkommen können. Erkenntnisse aus diesen Projekten der letzten Jahre sind in eine Forschungskooperation mit rechtswissenschaftlichen Kollegen und Kolleginnen der Ruhr-Universität Bochum zu Fragen von „Politischer Autorität und transnationalen Governance-Arrangements“ am Beispiel der Regulierung durch staatliche und private Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards in der asiatischen Textil- und Bekleidungsindustrie eingeflossen. Diese Zusammenarbeit, für die eine Finanzierung beim Mercator Research Center (MERCUR) beantragt wurde, dient dazu, in den nächsten zwei Jahren einen Antrag auf Einrichtung einer DFG-Forschergruppe zum Thema „Private Regulierung und polyzentrische Governance-Arrangements“ zu erarbeiten.

Eine Reihe weiterer Projekte am INEF widmete sich Transformationsprozessen und Protestbewegungen, so etwa im Nahen und Mittleren Osten, in der Türkei oder in Thailand. Hier fällt insbesondere die ambivalente Rolle von Mittelschichten auf, die einerseits zum Motor von Veränderungen werden können, andererseits aber auch als „Besitzstandswahrer“ dazu beitragen, dass Machtkonflikte, die mit Demokratisierungsprozessen einhergehen, manifest werden und teilweise gewaltsam ausgetragen werden.

Die internationalen Kontakte des INEF konnten auch durch das vom DAAD über drei Jahre ge­förderte Projekt „Peaceful Change and Violent Conflict – The Transformation of the Middle East and Western-Muslim Relations“ weiter ausgebaut werden. Im Rahmen dieses Projekts fand nicht nur ein Austausch zwischen INEF-Forscherinnen und Forschern mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Iran, Marokko und Pakistan statt. Diese Hochschulkooperationen dienten auch dem Austausch von Studierendengruppen, die auf diese Weise erste akademische Auslandserfahrungen erwerben konnten.