Biologie und Geographie

In den Arbeitsgruppen der Geographiewerden sowohl naturwissenschaftliche als auch gesellschaftswissenschaftliche Fragestellungen behandelt.
Die Schwerpunkte der Klimatologie-Forschung lagen im Bereich der Stadt- und Geländeklimatologie und hier insbesondere in der Analyse von Feinstaub- und CO2-Flüssen über heterogener Flächennutzung sowie der Untersuchung und Bewertung des Einflusses des Global Change auf das Stadtklima.
Die Stadtklimaanalyse Bochum wurde in Kooperation mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) abgeschlossen. Im Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW (MUNLV) wurde mit den Arbeiten für das Handbuch zur Stadtklimatologie im Ruhrgebiet begonnen.
In der Geologie startete ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zur Geoökologie und Tektonik mit der faszinierenden Fragestellung: Was machen Hügel bauende Waldameisen auf aktiven Bruchzonen der Erdkruste?
Dieser Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe Geologie ist die Untersuchung der jüngsten Bruchstrukturen in der Erdkruste des Rheinischen Schiefergebirges. Die Bruchzonen zeichnen sich durch kleinere Erdbeben, bestimmte Mineralisationen und durch Gase aus, die mit einer charakteristischen Zusammensetzung an der Erdoberfläche austreten. Genau auf diesen Bruchzonen, den tektonischen Störungen, siedeln bevorzugt Hügel bauende Waldameisen der Gattung Formica, eine über­raschende Entdeckung mit einer neuen ökologischen Fragestellung. Großflächige Untersuchungen und Stichproben in ganzMitteleuropa haben den Zusammenhang eindeutig nachgewiesen. Die Ergebnisse sind bei Ecological Indicators seit September 2008 online abrufbar und erscheinen 2009.
In Zusammenarbeit mit dem Physiologen Dr. Stefan Hetz von der Humboldt-Universität werden die möglichen Zusammenhänge für dieses neue Phänomen untersucht. Es zeigte sich, dass die Ameisen eine hohe Temperatursensibilität besitzen und bevorzugt wärmere Stellen aufsuchen. An ihren Standorten auf den Bruchzonen ist im Winter die Temperatur durch die aufsteigenden Gase gegenüber der Umgebung erhöht. Das heißt, die Ameisen nutzen Geothermie.
Ende 2007 wurden in der Geographie zwei neue kulturgeographische Forschungsprojekte etabliert. Das erste beschäftigt sich mit der Wirtschafts- und Sozialgeographie des Ruhr­gebiets im Zeitraum von 1815 bis 2010: Über den genannten Zeitraum werden wirtschafts- und sozialgeographische Daten auf regionaler, kommunaler und teilkommunaler Ebeneerschlossen und in Zeitreihen zusammen­gestellt – ein regionalwissenschaftliches Desiderat. Konzeptionell wird eine statistische Vergleichbarkeit zu Paul Wiel „Wirtschaftsgeschichte des Ruhrgebiets“ (Essen 1970) angestrebt. Am Ende der industriellen Phase des Ruhrgebiets bietet sich auf dieser methodischen Grundlage die Möglichkeit, mittels thematischer Längsschnitte ökonomische, soziale, demographische und städtebauliche Trends und Zyklen herauszu­arbeiten und zu analysieren sowie teil­regionale Typisierungen vorzunehmen.
Das zweite Projekt beschäftigt sich mit der Stadt Essen in den Jahren 1810 bis 2010. Alsexemplarische Darstellung der industriellen Kulturlandschaftsentwicklung soll die stadt­geographische, raum-zeitliche Entwicklung der Stadt Essen von der vorindustriellen Kleinstadt bis zur „Hauptstadt“ einer postindustriellen Metropolregion dokumentarisch erschlossen, hinsichtlich der planerischen Ziele, der Akteure und Wirkungen in ihren Phasen theoriegeleitet analysiert und hinsichtlich ihrer Potenziale und Möglichkeiten bewertet werden. Buchveröffent­lichungen sind für beide Projekte geplant.
Im Jahr 2008 ist in Kooperation mit der London School of Economics ein weiteres Projekt hinzugekommen: „Urban areas – perspectives of a new regional concept in Britain”. SWOT-analytisch sollen hier die urbanen Potenziale, Defizite und planerischen Ziele untersucht werden, um im Zentral­staat Großbritannien ein dezentrales System urbaner Zentren mit regionalenVersorgungsfunktionen zu entwickeln.
Die Schwerpunkte der Forschung in der Wirtschaftsgeographie lagen 2008 im Bereich der anwendungs- und planungsorientierten Wirtschafts- und Verkehrsgeographie. Im Zentrum stand der Abschluss des BMBF / BMWi-Forschungsprojektes zur Verkehrsvermeidung an so genannten End-of-Runway-Logistik-Stand­orten, zu dem am Frankfurter Flughafen auch eine Fachtagung veranstaltet wurde. Darüberhinaus standen Fragestellungen aus der Standortwirkungsforschung von Logistikeinrichtungen und Verkehrsknoten im Mittelpunkt.
Neben der bestehenden Kooperation mitder Wirtschaftsuniversität Wien wurde erste Gespräche mit Universitäten in den USA (Chicago, Denver, San Francisco) sowie Irkutsk / Sibirien (Russland) geführt, wobei mit den russischen Kooperationskollegen für 2009 ein gemeinsames Fachtreffen avisiert wird.