Ziele und Struktur

Ein umfassendes Verständnis der komplexen Zusammenhänge in Städten und Metropolregionen erfordert neben der Untersuchung der gebauten Umwelt und ihrer technischen Infrastrukturen auch die Analyse und Beschreibung der politischen, sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und ökologischen Bedingungen, Voraussetzungen, Problemen und Konsequenzen urbanen Lebens. Nur so lassen sich valide Indikatoren von Lebensqualität für die Bewohner*innen urbaner Lebensräume auf den unterschiedlichsten Ebenen erschließen, die wiederum Grundlage für die Entwicklung von Strategien nachhaltiger Stadtentwicklung sind. Mit der Vielzahl der dafür notwendigen Disziplinen ist der Profilschwerpunkt weltweit eine der am breitesten aufgestellten Forschungseinrichtungen dieser Art. Er dient dabei nicht nur den Wissenschaftler*innen der UDE als Diskussions- und Arbeitsforum, sondern integriert auch weitere wissenschaftliche, wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Akteure der Region. Der Profilschwerpunkt leistet somit einen sichtbaren und maßgeblichen Beitrag zur inter- und transdisziplinären Erforschung urbaner Systeme. Er bündelt zudem die Aktivitäten der UDE im 2017 eingerichteten Kompetenzfeld „Metropolenforschung“ der Universitätsallianz Ruhr. Zentrale Strukturen sind für den Profilschwerpunkt die großen wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen: das Zentrum für Wasser- und Umweltforschung (ZWU) und das Zentrum für Logistik und Verkehr (ZLV). Darüber hinaus ist die 2012 eingerichtete Professur für Urbane Epidemiologie mit der dort koordinierten Forschung zur StadtGesundheit bzw. zu Urban Health im Zentrum für urbane Epidemiologie (CuE) ein wichtiges Bindeglied zur medizinischen Fakultät.

Zentrum für Wasser- und Umweltforschung (ZWU)

Mit aktuell 150 Mitgliedern bündelt das ZWU sowohl fakultätsübergreifend die Wasser- und Umweltforschung an der Universität Duisburg- Essen als auch die Wasserexpertise der Partnerhochschulen innerhalb der Universitätsallianz Ruhr (Ruhr-Universität Bochum, TU Dortmund), mehrerer Fachhochschulen (z.B. Hochschule Ruhr West, EBZ Business School, Westfälische Hochschule) und Forschungsinstituten in der Region (z.B. IWW Zentrum Wasser, Institut für Energie- und Umwelttechnik, Fraunhofer UMSICHT). Das Alleinstellungsmerkmal des ZWU gegenüber anderen Wasserforschungszentren in NRW und auch bundesweit ist die in großen Verbundvorhaben gelebte Interdisziplinarität mit Partner*innen aus Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften, die die Entwicklung innovativer Systemkomplettlösungen erlaubt. Diese Systemlösungen müssen einerseits Wirkungen von Städten auf Ökosysteme und Wasserressourcen einbeziehen, aber andererseits auch Ansätze zur nachhaltigen Stadtentwicklung aufzeigen.

Schwerpunkt im ZWU ist die Wasserforschung mit einer sehr breit gefächerten Expertise in den Bereichen Gewässerökologie, Trinkwasseraufbereitung und -verteilung (Kontamination, Bewertung, Sanierung), Umwelttoxikologie und -chemie, Wasser- und Siedlungswasserwirtschaft, Hydrologie, Wasserbau sowie Water Governance mit ökonomischen und rechtlichen Kompetenzen. Zudem zeichnen sich die Aktivitäten durch die Integration wirtschaftlicher und kommunaler Vertreter*innen, der sondergesetzlichen Wasserverbände, der Wasserversorger sowie der Fachbehörden des Landes NRW aus. Diese Nähe zu den Anwender*innen ist in Deutschland einmalig. Die Vernetzung ist durch zahlreiche gemeinsame Forschungsvorhaben und die Einbindung in die Lehre dokumentiert.

Zentrum für Logistik und Verkehr (ZLV)

Das ZLV verbindet die Kompetenzen von rund 85 Wissenschaftler*innen der Universität Duisburg-Essen und ihrer An-Institute für moderne Forschungsansätze um die Querschnittfunktionen von Logistik, Supply Chain Management (SCM), Verkehr und Mobilität in Gesellschaft und Wirtschaft. Eine internationale Besonderheit stellt dabei das interdisziplinäre Zusammenwirken von insgesamt 34 Lehrstühlen und Instituten aus sieben Fakultäten dar. Über die letzten Jahre hat sich die gemeinsame Forschungsstrategie der „Emerging Concepts of Logistics“ (ECoL) herausgebildet. Diese stellt die Schnittflächen der Logistik zu benachbarten Wissenschaftsfeldern in der interdisziplinären wie transdisziplinären Zusammenarbeit mit wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stakeholder- Gruppen in den Mittelpunkt. Dabei stellen „die Stadt“ und urbane Systeme einen Dreh- und Angelpunkt der ECoL-Aktivitäten innerhalb eines wachsenden nationalen wie internationalen Netzwerks unterschiedlicher Projektformate und Partnerschaften dar.

Zentrale Expertisen der Mitglieder des ZLV liegen u.a. in „Intelligent Transport Systems“ (ITS), urbanen Logistikclustern, umfassenden IKT-Anwendungen in Logistik- oder Transportsystemen, der Anwendung von Methoden des „Operations Research“ (OR) und von Simulationen, z.B. im Kontext urbaner Evakuierungsszenarien, neuen nachhaltigen Mobilitätsservices oder für die Optimierung dezentralisierter regenerativer Energienetze. Seit dem Gewinn des ersten deutschen Spitzenclusters für Logistik hat sich das Thema urbaner Versorgung als bedeutendes Thema der Nachhaltigkeitsforschung im ZLV etabliert. Dabei überbrücken die Ansätze, z.B. in der Lebensmittelversorgung von Städten unter Bedingungen des Klimawandels, durch eine Supply-Chain-Perspektive Produktions-, Distributions- und Konsumptionssysteme und stellen Bezüge her zum Wandel von Lebensstilen und neuen Service- und Geschäftsmodellen. Innerhalb des Kompetenzfelds „Metropolenforschung“ der Universitätsallianz Ruhr hat das ZLV die Koordination des Forschungsfelds „Resiliente Infrastrukturen und Prozesse“ übernommen.

Zentrum für Urbane Epidemiologie (CuE)

Für das CuE ist StadtGesundheit der zentrale Themenbereich. Kernfrage ist dabei, wie eine Stadt gestaltet sein sollte, um unter Berücksichtigung der komplexen urbanen Einflussfaktoren allen Bewohner*innen die bestmöglichen Chancen für Gesundheit zu bieten. Hierfür bietet der Profilschwerpunkt eine ideale Forschungsbasis, um den Austausch zwischen Gesundheitswissenschaften sowie Disziplinen aus Stadtplanung, Humangeographie, Informatik, Wirtschaft sowie den Kompetenzen im ZWU und ZLV zu ermöglichen.

Grundlage für Forschungsfragen sind neben der umfänglichen epidemiologischen Datenbasis der bevölkerungsbasierten Heinz Nixdorf Recall Kohortenstudie sowie der darauf aufbauenden Heinz Nixdorf Recall MehrGenerationenStudie die Bereitstellung von verknüpften kleinräumigen Datensätzen. Mit Hilfe indikatorbasierter Daten werden städtebauliche und gesundheitsrelevante Themen verschnitten und mit Hilfe von Geoinformationssystemen kartographisch dargestellt.

Konkret werden z.B. gemeinsam mit dem Lehrstuhl Landschaftsökologie und Landschaftsplanung, Fakultät für Raumplanung, TU Dortmund auf Stadtteilebene Klanglandschaften (Soundscapes) gemessen und mit gebauten, sozioökonomischen und gesundheitlichen Zuständen assoziiert. Ziel dabei ist es, gesundheitsförderliche Effekte von urbanen „Soundscapes“ als notwendige Ergänzung zur Lärmforschung zu identifizieren. Der inter- und transdisziplinäre Ansatz zeigt sich insbesondere bei der Erforschung der gesundheitlichen Effekte des Emscher- Umbaus. Die Renaturierung der Emscher umfasst technische, soziale, kulturelle, politische, wirtschaftliche, baulich-räumliche sowie umweltbezogene Aspekte, die direkt und indirekt die Gesundheit beeinflussen können.