Informatik und Angewandte Kognitionswissenschaft

Die Abteilung „Informatik und Angewandte Kognitionswissenschaft“ (INKO) besteht aus zwei Lehreinheiten, die Computersysteme aus unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Methoden betrachten. In der Informatik steht die Technik im Mittelpunkt der Betrachtung, während in den Kognitionswissenschaften der Mensch im Zentrum steht. In einer Welt, in der Computer allgegenwärtig werden und sich fast unsichtbar mit der Umgebung vernetzen, ist diese duale Sicht auf Technik und Menschen, die sie nutzen, sehr wichtig. Denn moderne technische Systeme müssen nicht nur korrekt funktionieren, sie müssen auch soziale Akzeptanz erfahren.

Höhepunkte der Forschung

Das DFG Graduiertenkolleg „User-Centered Social Media“ (UCSM) unter Beteiligung von vier PostDocs und 10 Professor*innen hat die erste Förderphase fast abgeschlossen. Die ersten Doktorand*innen des Graduiertenkollegs haben ihre Doktorarbeiten vorgelegt oder die Disputation ihrer Arbeit erfolgreich absolviert. Das Graduiertenkolleg erforscht die Auswirkungen von Social Media auf Systeme, Individuen und Gruppen. Die Menge der Nutzer*innen-generierten Inhalte im Internet wächst beständig. Aber wie werden sowohl einzelne Nutzer*innen als auch ein Kollektiv durch diese Inhalte beeinflusst oder geleitet? Hierzu erforschen Wissenschaftler*innen des USCM das Verhalten der Nutzer*innen sozialer Medien und Netzwerke und leiten daraus Nutzermodelle ab. Hinzu kommen Arbeiten, die sich mit der Analyse sozialer Medien und deren Sicherheit und Privatheit befassen.

Prof. Matthias Brand richtete gemeinsam mit Prof. Astrid Müller (MH Hannover) die International Conference on Behavioral Addictions aus, die im April 2018 in Köln stattfand. Es ist die wichtigste internationale Konferenz zum Thema Verhaltenssüchte, bei der in diesem Jahr die Internet Gaming Disorder und weitere internetbezogene Störungen einen Schwerpunkt bildeten.

Evonik Digital schloss ein Kooperationsabkommen mit der Fakultät ab, um Themenstellungen rund um die Digitalisierung der Arbeitswelt zu erforschen. An dem Projekt sind mit den Professoren Torben Weis, Hannes Krämer, Heinz Hoppe und Daniel Bodemer sowohl Psycholog*innen als auch Informatiker*innen beteiligt. So wird unter anderem untersucht, wie die Schulung von Mitarbeiter*innen durch Digitalisierung verbessert werden kann. Zudem werden verschiedene Verfahren zum Erkennen von Gefahrensituationen mit Hilfe maschinellen Lernens untersucht. Ein wesentliches Augenmerk liegt dabei auf der Privatheit der Mitarbeiter*innen, d.h. über die Verwendung der erhobenen Daten. Die zunehmende Digitalisierung eröffnet neben vielen neuen und positiven Möglichkeiten auch eher verschreckende Szenarien. In dem kooperativen Forschungsprojekt wird daher auch untersucht, wie Systeme so entwickelt und den Mitarbeiter*innen erklärt werden können, dass die Privatsphäre geschützt bleibt. Hierfür sind sowohl informatische als auch psychologische Ansätze notwendig, um die Akzeptanz solcher neuen Systeme sicherzustellen.

Preise und Auszeichnungen

Das FG Professionelle Kommunikation in elektronischen Medien/Social Media unter der Leitung von Prof. Stefan Stieglitz hat auf der 51. Hawaii International Conference on System Sciences (HICSS) im Track „E-Government“ für den Beitrag „The Diffusion of Crisis-Related Communication on Social Media: An Empirical Analysis of Facebook Reactions“ die Auszeichnung Best Paper erhalten.

Das FG High Performance Computing von Prof. Jens Krüger hat auf der IEEE Vis (der renommiertesten Konferenz im Bereich Visualisierung) die Auszeichnung Best Paper für die Arbeit „Deadeye: A Novel Preattentive Visualization Technique Based on Dichoptic Presentation“ erhalten. Zudem erhielt Prof. Krüger für seine 2003 veröffentlichte Arbeit „Acceleration techniques for GPU-based volume rendering“ den SciVis 15 Year Test of Time Award, d.h. es ist das einflussreichste Paper der letzten 15 Jahre.

Kooperationen und Internationales

Prof. Stefan Stieglitz kooperiert mit der Queensland University of Technology bei Arbeiten zum Einsatz von Social Bots im Kontext von SoundCloud. Zudem hat er ein Kooperationsprojekt mit der University Sydney zum Thema Krisenkommunikation in Social Media. Die Professoren Gregor Schiele, Han Vinck und Wolfram Luther nahmen an einem DFG geförderten Workshop in Eriwan zum Thema Collaborative Technologies and Data Science in Smart City Applications (CODASSCA 2018) teil, der im Rahmen des Kooperationsabkommens zwischen der Amerikanischen Universität von Armenien und der Fakultät IW mit Gästen aus Chile und Japan stattfand. Auch die Zusammenarbeit mit der Universidad de Chile im Projekt DiKEViMA zur Realisierung eines virtuellen Museums für armenische Kreuzsteine wurde mit wechselseitigen Besuchen fortgesetzt.

Perspektiven

In 2019 wird die nächste Phase des Graduiertenkollegs UCSM beantragt. Der Fokus wird auf den Themen Ubiquity, Individuality und Accountability liegen. Durch die zunehmende Digitalisierung wird der Konsum digitaler Dienstleistungen ubiquitär, d.h. sie sind so in den Alltag integriert, dass die Nutzenden sie teilweise nicht mehr explizit wahrnehmen. Dadurch haben solche Dienste aber auch die Möglichkeit Gruppen und Individuen im Positiven oder Negativen zu beeinflussen. Daher ist es wichtig, dass die Einflussnahmen von Algorithmen auf unseren Alltag nachvollziehbar sind, d.h. dass die Accountability solcher Algorithmen gegeben ist.