Gesellschaftswissenschaften

Das Institut Arbeit und Qualifikation forscht interdisziplinär und international vergleichend – insbesondere auf den Gebieten Beschäftigung und Arbeitsmarkt, Sozialsysteme sowie Bildung und Erziehung. Kennzeichnend für das Forschungsprofil ist die Kombination grundlagen- und ­anwendungsorientierter Forschung. Das IAQ ist in zahlreiche internationale Forschungsnetz­werke eingebunden. Im Zentrum der anwendungsorientierten Forschung stehen Programm­evaluationen und Expertisen im Bereich der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Bildungspolitik sowie praxisbezogene und regionale Studien. Folgende Forschungsprojekte lassen sich beispielhaft hervorheben:
Im Bereich der von der EU geförderten Forschung hat sich das IAQ an mehreren Anträgen im 7. EU-Rahmenprogramm beteiligt. Zum Jahresende wird 2012 das dreijährige Verbundprojekt „Work and Life Quality in New and Growing Jobs“ (WALQING) abgeschlossen, an dem Partner aus zehn EU-Ländern mitgewirkt haben. Im Zentrum stand hier die Frage nach der Qualität von Beschäftigungsverhältnissen in verschiedenen wachsenden Branchen (zum Beispiel Pflege, Catering, Abfallwirtschaft) und inwieweit diese im Ländervergleich sowie innerhalb der Länder variieren.
Durch das BMBF wurden in den Jahren 2011 und 2012 drei große Verbundprojekte zur innovativen Arbeitsgestaltung unter Beteiligung des IAQ gefördert. Eines dieser Projekte analysierte belastende Arbeitsbedingungen hochqualifizierter Beschäftigter in der IT-Branche und erforschte Möglichkeiten alterns- und altersgerechter Arbeit. In einem anderen Projekt wurde die Rolle beruflicher Bildung in aktuellen betrieblichen Strategien der Organisations- und Personalentwicklung untersucht. Zwei weitere laufende Studien befassen sich mit der Verknüpfung von akademischer und beruflicher Bildung: Zum einen geht es hier um die Entwicklung dualer Studiengänge, die einen neuen intermediären Qualifikationsweg darstellen. Zum anderen wird die Akademisierung der ErzieherInnen-Ausbildung im Spannungsfeld ­zwischen Professionalisierung und Praxisbezug untersucht. Neu gestartet ist im Jahr 2012 das Projekt „Arbeitslebensphasensensibles Personalmanagement als Innovationstreiber im demografischen Wandel“, das gemeinsam mit zwei wissenschaftlichen Partnern und mehreren Kooperationsunternehmen (unter anderem BMW Fahrzeugtechnik, SAP, Siemens, Deutsche Telekom, EADS) durchgeführt wird und darauf abzielt, neue Konzepte eines arbeitslebensphasensensiblen Personalmanagements zu entwickeln und zu verbreiten.
Ein besonderer Erfolg im Jahr 2011 war, dass das IAQ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales als einziges sozialwissenschaftliches Institut neben fünf wirtschaftswissenschaftlichen Einrichtungen (IAB, IAW, ISG, RWI, ZEW) beauftragt worden ist, die branchenbezogenen Mindestlöhne in der Gebäudereinigung und für Wäschereidienstleistungen im Objektkundengeschäft zu evaluieren. Ein zentrales Ergebnis ist, dass den Mindestlöhnen in keiner der acht evaluierten Branchen negative Beschäftigungseffekte nachgewiesen werden konnten. Einen Überblick zu den Ergebnissen für die acht Branchen bietet das Ende 2012 erschienene Schwerpunktheft des Journal for Labour Market Research.