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Wandel von Gegenwartsgesellschaft

Forschungsprojekte

Eine Reihe von Forschungsprojekten waren für den „Wandel von Gegenwartsgesellschaften“ 2012/2013 von besonderer Bedeutung. Das Käte Hamburger Kolleg „Politische Kulturen der Weltgesellschaft“, das 2010 von Prof. Tobias Debiel (Institut für Politikwissenschaft) gemeinsam mit Prof. Dirk Messner (Deutsches Institut für Entwicklungspolitik Bonn) und Prof. Claus Leggewie (Kulturwissenschaftliches Institut Essen) eingeworben wurde, erforscht die Möglichkeiten und Grenzen globaler Kooperation. Sein Aufbau im Rahmen des BMBF-Programms „Freiraum für die Geisteswissenschaften“ ist ein großer Erfolg, der das Forschungsprofil der UDE in den nächsten Jahren mit prägen wird. Global und transdisziplinär vernetzt, untersuchen seine internationalen Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeiten und Grenzen globaler Kooperation bei der Bewältigung drängender Phänomene des Wandels, wie Migration, Ressourcenverteilung oder dem durch Menschen verursachten Klimawandel. Ein wichtiges Ziel des Kollegs ist, im engen Austausch mit Praktikerinnen und Praktikern in den jeweiligen Feldern konkrete Lösungen zu entwickeln.

Aus der Mitte des Profilschwerpunkts ist die Initiative zu einem DFG-Paketantrag zum Thema „Grenzüberschreitende Arbeitsmärkte” hervorgegangen. Im Mittelpunkt steht hierbei die Frage nach den institutionellen Einflüssen auf die Trans­­nationalisierung von Arbeit, sei es als grenzüberschreitende Mobilität von Arbeitskräften, Transnationalisierung von Produktionsstandorten und Arbeitsstätten oder transnationale Mobilität von Arbeitstätigkeiten. Mittlerweile sind im Rahmen dieses Forschungsverbundes drei DFG-Forschungsprojekte genehmigt worden; weitere sind in Vorbereitung. Prof. Ingo Schulz-Schaeffer erforscht „Techniken und Praktiken der Zusammenarbeit in transnationalen Projekten der Softwareentwicklung“ und fragt nach dem Zusammenwirken von technisch vorstrukturierten Abläufen der Zusammenarbeit in transnationalen Teams und den Arbeitspraktiken der Beteiligten.

Prof. Karen Shires Projekt über „Grenzüberschreitende Arbeitnehmerüberlassung“ untersucht die Bildung von transnationalen Märkten der Leiharbeit im Vergleich zwischen Ostasien und Europa. Prof. Petra Stein erforscht mit den Mitteln der „Modellierung von dyadischen ­Entscheidungsprozessen räumlicher Mobilität und ihren Konsequenzen“, wie in Partnerschaften Entscheidungen über den Wechsel des ­Arbeitsortes getroffen werden. Mit weiteren DFG-Projektanträgen, deren Erarbeitung durch den Profilschwerpunkt unterstützt wird, soll der Forschungsschwerpunkt “Grenzüberschreitende Arbeitsmärkte”  in Zukunft weiter ausgebaut werden.

Seit der Gründung des Profilschwerpunkts leistet das am Institut für Ostasienwissenschaften (IN-EAST) angesiedelte DFG-Graduiertenkolleg 1613 „Risk and East Asia“ wichtige Impulse für seine Arbeit. In einer risikoanalytischen Perspektive untersuchen die (Post-)Doktorandinnen und Doktoranden dort den gesellschaftlichen Wandel in Japan und China. In ihren Projekten fragen sie, wie risikobehaftetem Wandel mit verschiedenen Strategien, beispielsweise einer stärkeren Rolle von Märkten, Individualisierung oder Dezentralisierung, begegnet wird. Neben den inhaltlichen Beiträgen, die auf hochrangigen Konferenzen und in den einschlägigen Zeitschriften der je­weiligen Fächer veröffentlicht werden, haben die beteiligten Forscherinnen und Forscher selbst wieder Mittel der DFG, des BMBF, des britischen Economic and Social Research Council und im Abe Programm des US Social Science Research Council eingeworben. Vor dem Hintergrund der sehr guten Bilanz des Kollegs, hat die DFG Ende 2013 einen Verlängerungsantrag genehmigt, so dass „Risk and East Asia” seine Arbeit bis 2018 fortsetzen kann.

Ein weiterer Erfolg des IN-EAST, gemeinsam mit einem breiten, interdisziplinären und fakultätenübergreifenden Netzwerk aus Forscherinnen und Forschern der Profilschwerpunkte „Urbane Systeme“ und „Wandel von Gegenwartsgesellschaften“, des Center Automotive Research, des Center für Automobil-Management und des ­Essener Labors für Experimentelle Wirtschaftsforschung, ist die Einwerbung einer School of Advanced Studies. Im November 2013 eingeweiht und für zunächst vier Jahre vom BMBF gefördert, beschäftigt sie sich mit Innovationen in Ostasien. Im Mittelpunkt der Forschung stehen die eng miteinander verwobenen Felder Elektromobilität und Urbane Systeme. Ihre Forschungsprojekte werden von der Annahme ausgehen, dass Innovationen nicht allein technologischer Natur sind, sondern dass sie in ihrer Entstehung und Verbreitung von ihrer Einbettung in Institutionen abhängen. Auf dieser Grundlage werden die ­Besonderheiten von Innovationsprozessen in Ostasien analysiert und verglichen. Dabei stellt die School selbst eine Innovation dar, da sie das aus den Naturwissenschaften erprobte Konzept des Forschens in kleinen Forschungsgruppen übernimmt und in die Regional- und Sozialwissenschaften einführt. In diesen Gruppen werden Promovierende gemeinsam mit Postdoktorandinnen und -doktoranden oder Juniorprofessorinnen und -professoren arbeiten.

Mit dem Kompetenznetz „Regieren in China“, das vom BMBF gefördert wird, baut ein weiteres Forschungsprojekt im Profilschwerpunkt auf der langjährigen Asien-Expertise an der UDE auf. Im Zentrum steht hier die wichtige Frage, wie autoritäre Systeme in Zeiten internationaler Märkte und globaler Kommunikation bestehen. Der ­Zusammenschluss von politikwissenschaftlichen Chinaforschern an fünf deutschen Universitäten geht den Fragen von Anpassungs- und Innovationsfähigkeit des chinesischen politischen Systems nach. Dabei konzentrieren sich drei Teilprojekte auf verschiedene Aspekte von Governance in Chinas Transformationsprozess. Das Duisburger Teilprojekt unter der Leitung von Prof. Thomas Heberer (in Kooperation mit der Universität Tübingen) beschäftigt sich mit dem Wem und Wie auf lokaler Ebene. Lokale Kader bestimmen den Politikprozess maßgeblich und beeinflussen so die Umsetzung zentraler Politik. Sie spielen eine wichtige Rolle für Politikexperimente, -innovation und -variation und bilden somit einen zentralen Mechanismus chinesischer Politik, sowohl für die Erprobung neuer Policies (Innovation), wie auch für die Förderung von Standortvorteilen und die Stärkung lokaler Besonderheiten (Variation). Ende 2013 ist dieses Projekt um zwei weitere Jahre bis 2016 verlängert worden.

Der Profilschwerpunkt war 2013 auch im Bereich der Projektförderung des Mercator Research Center Ruhr (MERCUR) der Stiftung Mercator erfolgreich. Gefördert werden hier zum einen Prof. Fabian Kessl (UDE) und Prof. Axel Groenemeyer (TU Dortmund). Seit Februar 2013 läuft ihr Projekt „Alternative Formen der Armutsbekämpfung: die neue Mitleidsökonomie. Bestandsaufnahme und Exploration“. Sie analysieren hier Einrichtungen wie die so genannten „Tafeln“, die vor allem auf ehrenamtlicher Arbeit und privaten Spenden aufbauen, und fragen, welches Potenzial zur Ergänzung des klassischen Wohlfahrtsstaates diese Einrichtungen haben. In einem Projekt unter ­Beteiligung von Prof. Christine Wimbauer wird ebenfalls im MERCUR-Programm erforscht, wie Paare miteinander und gegenüber dem Arbeitgeber die Inanspruchnahme von Elternzeit durch Väter aushandeln und darüber entscheiden. Das Projekt mit dem Titel „Väter in Elternzeit. Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse zwischen Paarbeziehung und Betrieb“ läuft Anfang 2014 an. Schließlich hat Prof. Andreas Blätte gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Ruhr-Universität Bochum Mittel für das MERCUR-Projekt „Arenen der politischen Interessenvermittlung in Deutschland“ eingeworben. Hier wird ein von ihm und seinem Team entwickelter Textkorpus aus einer Vielzahl Plenardebatten sowie die zur Auswertung notwendige technische und methodische Infrastruktur namens PolMine genutzt. Ihre Entwicklung wurde mit Mitteln des Profilschwerpunkts unterstützt Sie kommt hier zum Einsatz, um Strategien und Erfolge von Interessengruppen im Bereich Soziales, Umwelt und Migration zu analysieren.