Wirtschaftsinformatik (ICB)

Die Wirtschaftsinformatik als in besonderem Maße interdisziplinär ausgerichtete Disziplin setzt sich aus einer anwendungsorientierten Informatikperspektive mit der Entwicklung von Anwendungssystemen und aus einer betriebswirtschaftlichen – auch soziologischen – Perspektive mit dem Kontingenzproblem beim Einsatz von IT-Systemen in Organisationen auseinander. Sie behandelt damit in ihrem Kern Digitalisierungsphänomene im Unternehmenskontext. Die Essener Wirtschaftsinformatik beschäftigt sich in diesem Zusammenhang besonders mit der Transformationsproblematik von Institutionen, die nur bei einem integrativen Verständnis des technischen Artefakts (aus einer Erstellungs- und Nutzungsperspektive) und den ökonomischen, gesellschaftlichen und individuellen (mithin soziologischen) Implikationen ersichtlich wird. Dabei geht es nicht allein um den Einsatz von Informationstechnologie zur Erhöhung der Effizienz bestehender Abläufe. Vielmehr wird häufig eine umfassende Transformation erforderlich sein, die nicht nur die Reorganisation von Geschäftsprozessen umfasst, sondern auch die Entwicklung neuer digitaler Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle. Dazu ist die verzahnte Gestaltung von marktbezogenen digitalen Innovationen, unterstützenden Informationssystemen, IT-Infrastrukturen und organisatorischen Handlungssystemen sowie die Entwicklung korrespondierender Managementkonzepte erforderlich. Die Forschung der Wirtschaftsinformatik in Essen fördert einen Methodenpluralismus sowohl empirischer (behavioral science) als auch konstruktionsorientierter Forschungsansätze, obgleich eine Dominanz der gestaltungsorientierten (design science) Wirtschaftsinformatik als Stärke der deutschen Wirtschaftsinformatik bewertet wird.