Institut für Entwicklung und Frieden (INEF)

Das Institut für Entwicklung und Frieden widmet sich als Forschungsinstitut der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften der anwendungsorientierten Grundlagenforschung an der Schnittstelle von Entwicklung und Frieden. Die Arbeiten des INEF, die sich mit Globalisierungsprozessen und deren politischer Gestaltung beschäftigen, standen im Berichtszeitraum unter dem programmatischen Titel „Verantwortung in einer konfliktiven Weltgesellschaft“ und konzentrierten sich auf die Bereiche „Verantwortung im globalen Regieren“ und „Konflikttransformation entlang der Bruchlinien der Weltgesellschaft“. Wesentliche Ergebnisse der theoretischen und konzeptionellen Arbeiten zum Thema „Verantwortung“ wurden 2018 in einem von INEF-Mitarbeiter*innen bei Routledge herausgegebenen Sammelband veröffentlicht, der eine Reihe namhafter nationaler und internationaler Autor*innen versammelt.

Im Laufe des Jahres 2018 wurde das INEF-Forschungsprogramm mit einer klaren Ausrichtung an der Lage prekär oder gar nicht abgesicherter armer und vulnerabler Bevölkerungsgruppen im Globalen Süden sowie an der Krise und Transformation fragiler Staaten weiterentwickelt. Das INEF stellt nunmehr mit dem Leitmotiv „Ordnungsbildung und Verantwortung im Schatten von Hierarchien“ ungleiche Macht- und Herrschaftsstrukturen in den Vordergrund. In dem bis 2021 laufenden Forschungsprogramm werden die Arbeiten in den Forschungsbereichen „Transnationale Governance und die Verantwortung privater Akteure“, „Entwicklungspartnerschaften in Zeiten der SDGs“ sowie „Intervention, Widerstand und die Disruption politischer Ordnungen“ gebündelt.

Dem neuen ersten Forschungsbereich liegen langjährige Arbeiten zur menschenrechtlichen Verantwortung von Unternehmen zugrunde, zuletzt das bis Dezember 2017 vom Mercator Research Center Ruhr (MERCUR) finanzierte Projekt „Politische Autorität und transnationale Governance-Arrangements“, in dem die Regulierung durch staatliche und private Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards in der asiatischen Textil- und Bekleidungsindustrie an den Beispielen Bangladesch und Kambodscha untersucht wurde. Im Kontext dieses Projekts entstanden Kooperationen mit rechtswissenschaftlichen und soziologischen Kolleg*innen an der Ruhr-Universität Bochum, die zu gemeinsamen Publikationsprojekten und weiteren Überlegungen für DFG-Projekte führten.

Auch der Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis ist ein wichtiges Kennzeichen der INEF-Arbeiten. Seit Oktober 2015 wird beispielsweise das Projekt „Wege aus extremer Armut, Vulnerabilität und Ernährungsunsicherheit – Möglichkeiten einer besseren Erreichung extrem armer, vulnerabler und ernährungsunsicherer Bevölkerungsgruppen durch die staatliche deutsche Entwicklungszusammenarbeit“ durchgeführt, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Rahmen der Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“ bis Ende 2019 gefördert wird. Konkret wird in dem Vorhaben erforscht, welche Hemmnisse für die Verfestigung von Armut, Vulnerabilität und Ernährungsunsicherheit sowie den geringen Erfolg von Projektmaßnahmen verantwortlich sind, um so zu Empfehlungen für die deutsche staatliche Entwicklungszusammenarbeit zu gelangen, wie die betroffenen Bevölkerungsschichten besser erreicht werden können und deren Lebensstandard nachhaltig gesteigert werden kann. Hierzu wurden bereits Feldforschungen in Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Kambodscha und Kenia durchgeführt – in der Regel in Kooperation mit Forscher*innen vor Ort. Forschungsergebnisse werden laufend in zwei projekteigenen Publikationsreihen, den AVE-Studien und der Good-Practice-Reihe, veröffentlicht, die sich an Praktiker*innen aus dem Feld der Entwicklungszusammenarbeit wenden.