Konflikt und asymmetrische Kommunikation

Eroberung und Krieg, Belagerung und Besatzung, Spionage und Überwachung: Auch Konflikte bedingen Formen der Interaktion, des Austauschs und des Widerstands.

In seiner Dissertation „Belagerung und Sicherheitsdispositiv – Städte als Akteure in asymmetrischen Konflikten an der Schwelle vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit“ untersucht Dominik Greifenberg (Betreuer: Prof. Ralf-Peter Fuchs, Historisches Institut) die politische Selbstbestimmtheit von Stadtgemeinden und ihr Verhältnis zu den Fürsten um 1500. Im Fokus steht die vergleichende Auseinandersetzung von Situationen verdichteter Unsicherheit(en) am Übergang zur FNZ: Anhand der Belagerungen von Soest 1447, Neuss 1474/75 und Münster 1534 wird untersucht, wie autonome Stadtgemeinden in solchen Krisensituationen agierten. Mit der Überlegenheit der Fürsten seit dem ausgehenden Mittelalter war diesen Konflikten das Moment der Asymmetrie eingegeben. Inwiefern die städtischen Akteure dieses wahrnahmen, ist eine der Fragen der Arbeit.

Die geschichtswissenschaftliche Erforschung militärischer Besatzungen erfuhr in den vergangenen Jahren einen Paradigmenwechsel. Standen früher institutionelle und politische Strukturen im Vordergrund, rückt nun das Zusammenleben von Besatzern und Besetzten in den Fokus. Besatzung wird als sozialer Prozess verstanden, der der Interaktion zwischen Herrschenden und Beherrschten bedarf und für beide Seiten Handlungsspielräume bereithält. Die Dissertation „Briten am Rhein – die alliierte Besetzung Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg“ (Benedikt Neuwöhner, Betreuer Prof. Fuchs) knüpft an diesen Ansatz an und stellt ihn zugleich auf den Prüfstand. Damit wird eine neue Perspektive auf die Rheinlandbesatzung und ein differenzierteres Bild der Geschichte des Rheinlandes während der Weimarer Nachkriegszeit eröffnet.

Als der Whistleblower Edward Snowden 2013 das Ausmaß des Überwachungsprogramms der NSA und ihrer Partner enthüllte, intensivierten Datenschutzaktivisten und NGOs ihre Proteste und initiierten globale Kampagnen – mit gemischtem Erfolg. Mit den Mitteln der Diskursanalyse und einem Fokus auf Argumentation, Narrative und rhetorische Strukturen analysiert die Dissertation von Till Wäscher an der School of Intercultural and International Communication (SIIC), „Framing Opposition to Surveillance – Political Communication Strategies of Grass Roots Privacy Activists in the Aftermath of the Snowden Leaks“ Formen und Strategien politischer Kommunikation der Datenschützer (Betreuer: Prof. Jens Loenhoff, Kommunikationswissenschaft).

2018 wurde das bei der VolkswagenStiftung eingeworbene Graduiertenkolleg MEDAS 21 (Global Media Assistance: Applied Research, Improved Practice in the 21 Century) bewilligt. Das von den drei mit Kommunikation, Medien und Journalismus befassten Instituten der UA Ruhr (Institut für Kommunikationswissenschaft UDE, Institut für Journalistik Dortmund und Institut für Medienwissenschaft Bochum) getragene Promotionskolleg (beteiligt an der UDE: Prof. Loenhoff) beschäftigt sich mit der Bedeutung von Medien und Journalismus in von politischen und wirtschaftlichen Krisen geprägten Regionen. Seit Jahrzehnten bemühen sich westliche Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit, Medienakteure in Transformationsländern als „Agenten“ zivilgesellschaftlichen Wandels zu fördern. Wie wirksam aber waren und sind diese Maßnahmen? Welche Konzepte müssen – unter gewandelten Rahmenbedingungen – entwickelt werden? Mit welchen Auswirkungen drängen neue Akteure der Medienentwicklungszusammenarbeit (MEZ) auf den globalen Markt? Angesiedelt an der Schnittstelle von Theoriebildung und praktischer Anwendung, ermöglichen die Kombination von Fachperspektiven und die „Interdisziplinarität innerhalb einer Disziplin“ innovative Zugänge zum Feld der MEZ.