Wirtschaftswissenschaften

Betriebswirtschaftslehre

Das Team des Lehrstuhls für Unternehmensbesteuerung von Prof. Ute Schmiel befasst sich unter anderem mit der Forschung im Bereich der ökonomischen Steuerrechtskritik, also mit Fragestellungen zu einem „ökonomisch adäquaten“ Steuerrecht. Im Gegensatz zur vorherrschenden wohlfahrtsökonomischen Sichtweise wird dabei jedoch eine evolutorische Perspektive eingenommen. Vor diesem Hintergrund forscht das Team im Rahmen eines von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierten Forschungsprojekts zum Thema „Steuerrechtsordnung einer Gesellschaft im Wandel: Gleichmäßigkeit der Ertragsbesteuerung aus der Perspektive der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre“.

Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Konkretisierung des nach ständiger Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts elementaren Besteuerungsziels der „Gleichmäßigkeit der Besteuerung“ unter Bezugnahme auf evolutorische Theorien. Wenn in der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre im Kontext der Gleichmäßigkeit der Besteuerung auf ökonomische Theorien rekurriert wird, erfolgt in der Regel ein neoklassischer Zugriff. Betriebswirtschaftlich-neoklassische Gleichmäßigkeit setzt vollkommene Märkte unter Sicherheit bzw. stochastischer Unsicherheit voraus, die aber nicht realisierbar sind und zudem Erfahrungstatbestände wie Innovationen, absolute Ressourcenknappheit, ökonomische Illiquidität, Staatstätigkeit sowie die Notwendigkeit der Steuer­erhebung nicht widerspruchsfrei erklärt. Eine widerspruchsfreie Erklärung solcher Erfahrungstatbestände ist durch Rückgriff auf ein evolutorisches Marktordnungskonzept und eine evolutorische Steuerwirkungstheorie möglich. Auf dieser Grundlage kann eine gleichmäßig Besteuerung in konsistenter Weise realisiert werden. Dieser Umstand gewinnt nicht zuletzt dadurch an Bedeutung, dass empirische Studien die Relevanz eines gleichmäßigen Steuersystems für die Steuermoral hervorheben.

Das Forschungsfeld des Fachgebiets „Inter­nationale Rechnungslegung“ unter der Leitung von Prof. Rainer Kasperzak ist an der Schnittstelle zwischen Märkten und Unternehmen verortet. Einerseits müssen rechnungslegende Unternehmen den für sie relevanten Ausschnitt der ökonomischen Realität in komprimierter Form abbilden, um auf diese Weise Rechenschaft gegenüber ihren Stakeholdern abzulegen. Andererseits kommt ­ihnen die Aufgabe zu, die Kapitalmarktakteure mit entscheidungsrelevanten Informationen zu versorgen. Damit liefern sie einen wichtigen Beitrag zur Gewährleistung der Allokationsfähigkeit von Kapitalmärkten. Diese Kernfunktionen der Internationalen Rechnungslegung prägen die Forschung des im Jahr 2013 an der Universität Duisburg-Essen neu gegründeten Lehrstuhls. So werden im Rahmen normativer Arbeiten Handlungsempfehlungen zur Fortentwicklung von ­internationalen Rechnungslegungsnormen entwickelt. Darüber hinaus widmet sich der Lehrstuhl der jungen Disziplin der experimentellen Rechnungslegungsforschung. Ziel ist es, die Mechanismen der Informationsverarbeitung einzelner Marktakteure besser zu verstehen und relevante Erkenntnisse für die zukünftige Regulierung der Rechnungslegung zu generieren. Um den Praxisbezug in der Forschung zu fördern, kooperiert der Lehrstuhl mit den großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Form gemeinsamer Projekte und Publikationen, aktuell etwa zur Unternehmensbewertung im Gesellschaftsrecht und zur Entwicklung von Methoden zur Messung und monetären Bewertung unternehmerischer Nachhaltigkeit.