Geisteswissenschaften

Grenzüberschreitende Perspektiven

Gefördert durch die Werkstatt Wissenschaftskarriere fand an der Universität Duisburg-Essen 2014 ein Interdisziplinäres DoktorandInnen-­Kolloquium „Entgrenzung“ statt (Prof. Gabriele Genge/Kerstin Meincke). Politische Grenzen sind ­Demarkationen, die auf verschiedenen Ebenen wirksam sind und – sichtbar oder unsichtbar – geografische, kulturelle oder gesellschaftliche Räume scheinbar voneinander trennen und ­zugleich neu definieren. Für eine die Kunst­wissenschaft übergreifende Konturierung einer transnationalen und dekolonialen Forschungsperspektive erscheint die Auseinandersetzung mit der Figur der Grenze besonders relevant. ­Abgeleitet aus den aktuellen Herausforderungen einer global orientierten kunstwissenschaftlichen Praxis wird sich das Promotionskolloquium ­diesem Gegenstand widmen: Welche Handlungsmacht resultiert aus diesen Transfers? In welchen Medien dokumentieren sich diese, in welchen ästhetischen Praktiken und Formen werden sie wirksam, wahrnehmbar und wie werden die neuen Dynamiken reflektiert? Ausgangspunkt bildet die kritische Auseinandersetzung mit kolonial geprägten Vorstellungen und Geografien sowie ihren spezifischen Ästhetiken und Artefakten. Besonders relevant ist hierbei die ­Betrachtung globaler Migrationsprozesse und ihrer zentralen Akteure.

Durch Migration und Globalisierung geprägte Gesellschaften und Kulturen in der englischsprachigen Welt in Gegenwart und Vergangenheit untersucht der transdisziplinär ausgerichtete Lehrstuhl für Postcolonial Studies am Institut für Anglophone Studien (Prof. Patricia Plummer). Schwerpunkte sind unter anderem die Orientalismusforschung, Indigene Literatur und Kultur Australiens sowie Multikulturalität in Großbritannien. Patricia Plummer ist (zusammen mit Prof. Ute Klammer, Prorektorin für Diversity Management und Internationales der UDE, und Dr. Maren A. Jochimsen, geschäftsführende ­Direktorin des Essener Kollegs für Geschlechterforschung) Gründerin der Initiative Diversity­forschung an der UDE, die Vielfalt in unterschiedlichen sozialen, kulturellen, geographischen und historischen Zusammenhängen betrachtet. Jährlich findet eine interdisziplinäre Ringvorlesung mit einschlägiger Themensetzung statt.

Forschung im Bereich „Migration und Mehrsprachigkeit“ an der Fakultät für Geisteswissenschaften bedeutet Forschung über Disziplinen- und Universitätsgrenzen hinweg, bedeutet Forschung unter mikro- ebenso wie unter globalgeschichtlichen Gesichtspunkten, im Licht transnationaler und postkolonialer Forschungsdiskurse, bedeutet Forschung in regionalen wie internationalen Verbünden und Kontexten. Ihre Fragestellungen sind eng verbunden mit Fragestellungen aus dem Bereich Identität, Interkulturalität bzw. Interkultureller Kommunikation. Soeben wurde im Verbund mit den medien- und kommunikationswissenschaftlichen Instituten der UAR-Universitäten und gefördert von MERCUR die School of International and Intercultural Communication (SIIC) gegründet. Vonseiten der UDE beteiligt ist das Institut für Kommunikationswissenschaft (Prof. Jens Loenhoff). Die ersten Stipendien sind vergeben – wir werden berichten.