Kopfgrafik

Käte Hamburger Kolleg

Forschung

Zur Bearbeitung dieser Frage setzt das Kolleg auf intensive Interdisziplinarität, die Zusammenarbeit von WissenschaftlerInnen aus allen Weltregionen sowie die Interaktion mit Experten, die ihre praktischen Erfahrungen aus internationalen Kooperationsfeldern einbringen. Seit seiner Gründung im Februar 2012 waren 34 PolitikwissenschaftlerInnen, WirtschaftswissenschaftlerInnen, HistorikerInnen, RechtswissenschaftlerInnen, PhilosophInnen und AnthropologInnen aus 17 Ländern zu Gast in Duisburg. Die Projekte der Fellows, die das Herzstück der Forschung am Kolleg bilden, sind thematisch vier Forschungsbereichen zugeordnet:

  • Forschungsbereich 1 „Die (Un-)Möglichkeit von Kooperation“ untersucht, wie sich Erkenntnisse zur Kooperationsfähigkeit von Menschen in kleinen Gruppen auf die globale Ebene übertragen lassen, um herauszufinden, wie globale Kooperation angesichts globaler Krisen wie bspw. dem Klimawandel gelingen kann.
  • Forschungsbereich 2 „Globale Kulturkonflikte und transkulturelle Kooperation“ untersucht den bisher wenig erforschten „Faktor Kultur“ und fragt, inwieweit kulturelle und religiöse Differenzierungen globale Kooperation behindern oder erleichtern, und in welcher Hinsicht (inter-)religiöse und weltliche Konzepte und Debatten Vorstellungen von Zusammenarbeit beeinflussen. Im Fokus der Forschung stehen Themen wie Humanitarismus und Transitional Justice.
  • Forschungsbereich 3 „Global Governance ­Revisited“ widmet sich der Frage, wie sich die zunehmende Heterogenität von politischen und professionellen Kulturen auf Global Governance auswirkt und erforscht, welche Normen, Regeln und Institutionen notwendig sind, um aktuellen und zukünftigen globalen Herausforderungen adäquat begegnen zu können. Empirisch stehen drei Politikfelder – Klimaverhandlungen, Finanzkrise und WTO-Verhandlungen sowie Spannungen zwischen Souveränität und Intervention, Stichwort: ­Responsibility to Protect – im Vordergrund.
  • Forschungsbereich 4 „Demokratisierungsparadoxe und -perspektiven“ untersucht die Rolle von Demokratisierung und Legitimität in der globalen Kooperation. Welche Praktiken, Normen und Regeln bilden sich heraus, um globale Kooperation unter den Bedingungen verschiedener kultureller Kontexte und demokratischer Legitimierungsgrade – etwa zwischen nicht-westlichen Staaten und OECD-Ländern – zu garantieren? Neben Demokratisierungsprozessen im „globalen Süden“ setzt sich FB4 mit Themen wie der Finanzkrise und Peacebuilding auseinander.

Diesen Fragen ist das Kolleg in zahlreichen Veranstaltungen unterschiedlichen Formats nachgegangen: in den ersten beiden Jahren haben neun Workshops für ein akademisches Fach­publikum stattgefunden, außerdem sieben Käte Hamburger Lectures und ein Käte Hamburger ­Dialogue, welche sich an die interessierte Öffentlichkeit richteten. Neben den regelmäßigen ­Forschungskolloquien haben unsere Fellows zahlreiche interne ‚InHouse‘ Workshops or­ganisiert. In allen Arbeitsbereichen des Kollegs, bei der Forschung, bei Veranstaltungen und ­Publikationen, findet eine enge Kooperation mit den beteiligten Instituten DIE, INEF und KWI statt. Hier seien nur einige der zahlreichen Veranstaltungen erwähnt:

  • In den bisherigen Käte Hamburger Lectures, für die renommierte Wissenschaftler wie etwa Prof. Thomas Pogge, Prof. Ramesh Thakur, Prof. David Chandler und Prof. Jan Aart Scholte gewonnen werden konnten, standen Themen wie die Millenniumsentwicklungsziele und globale Gerechtigkeit, die Auswirkungen der Weltfinanzkrise auf Zivilgesellschaft und Demokratie, Global Governance und Nuklearwaffenverbreitung oder die Rolle des Staates angesichts der wachsenden Komplexität der globalen ­politischen Ökonomie im Fokus. In der Käte Hamburger Lecture im November 2013 zu „Toleranz und Kooperation in der Affengesellschaft“ zeigte Prof. Julia Fischer, wie Primaten in komplexen ­sozialen Gruppen kooperieren und diskutierte mit den Zuhörern die Bedeutung dieser Erkenntnisse für das Verständnis menschlicher Kooperation.
  • Beim ersten Käte Hamburger Dialogue „Elections, Violence and International Criminal Justice: The Case of Kenya“ diskutierten internationale Experten, Akademiker, Studierende und Politikberater am DIE in Bonn aktuelle Entwicklungen anlässlich der Wahlen in ­Kenia 2013.
  • Auf dem ersten Workshop des Kollegs am KWI im Juni 2012 zum Thema „Free Speech. Redefreiheit in einer multikulturellen Welt“, in den auch die erste Käte Hamburger Lecture von Timothy Garton Ash eingebettet war, wurde die Frage erörtert, ob mit der Garantie der „freien Rede“ etwa im Internet eine Grund­voraussetzung globaler und kulturübergreifender Kooperation in unserer kulturell pluralistischen Weltgesellschaft geschaffen werden könne, um so die Meinungs-, Wissenschafts- und Kunstfreiheit zu sichern. Aus einem ­Vortrag des Schriftstellers Martin Mosebach zum Thema „Wagnis Blasphemie“, der auf dem Workshop, vor allem aber anschließend in überregionalen Tageszeitungen kontrovers diskutiert wurde, ist nun, kommentiert von anderen Workshopteilnehmern, der erste Band der Publikationsreihe „Global Dialogues“ des Kollegs entstanden.    
  • Mit einer gelungenen Auftaktveranstaltung in Berlin im April 2013 ist eine Praktikerseminar-Reihe zur „Zukunft der Klimapolitik nach Doha“ gestartet, die an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis einmal jährlich eine feste Gruppe von ca. zehn ExpertInnen aus dem Bereich der Klimapolitik und -verhandlungen gemeinsam mit MitarbeiterInnen des Kollegs zu einem eintägigen Intensivworkshop zusammenbringt. Thema des ersten Treffens war eine Bestandaufnahme der Klimapolitik sowie mögliche Lösungsansätze, einen Weg aus der Blockade der globalen Klimaverhandlungen zu finden.
  • Einen großen Erfolg stellte die erste Meisterklasse des Kollegs dar, die, eingebettet in die Ruhrtriennale im August 2013, ExpertInnen der Kooperationsforschung aus den verschiedensten Disziplinen – von der Evolutionsbiologie über Ökonomie bis hin zu den Internationalen Beziehungen – in Duisburg zusammenbrachte, um ein besseres Verständnis von der Komplexität globaler Kooperation zu erreichen und Schlüsselbedingungen für den Erfolg von Kooperation zu erarbeiten. Durch das aus der Meisterklasse entstandene Netzwerk hat das Kolleg über die eigene Disziplin hinaus an Sichtbarkeit gewonnen.