Biomedizinische Wissenschaft

Erfolgreiche Einwerbung von Verbundprojekten

Die erfolgreiche Forschung innerhalb des ZMB hat auch in den vergangenen zwei Jahren zur weiteren Einwerbung von Verbundprojekten geführt.

Einen außerordentlichen Erfolg stellt der Zuschlag für die Einrichtung des Sonderforschungsbereichs (SFB) „Supramolekulare Chemie an Proteinen“ dar. In diesem SFB werden moderne Erkenntnisse und Methoden der Supramolekularen Chemie auf biologische Fragestellungen angewendet. SFB-Sprecher ist Prof. Thomas Schrader, Fakultät für Chemie. Die DFG fördert den interdisziplinären Verbund der Fakultäten für Chemie, Biologie und Medizin sowie der Technischen Universität Eindhoven und dem Max-Planck-­Institut für molekulare Physiologie in Dortmund mit 7 Mio. Euro. Ziel ist es, mit chemischen Methoden große ­Moleküle herzustellen, die als „Greifwerkzeuge für Eiweißmoleküle“ konstruiert sind. Mit Hilfe dieser Werkzeuge analysieren Biologen biochemische Mechanismen. Mediziner leiten aus der Kenntnis biochemischer Mechanismen neue Ansatzpunkte zur Bekämpfung von Krankheiten ab.

Der seit 2009 bestehende Sonderforschungsbereich SFB/TRR60, der sich mit der Erforschung der Interaktion von chronischen Viren mit dem Immunsystem beschäftigt, hat sich intensiv mit der Evaluierung der Teilprojekte und der Erstellung des Verlängerungsantrags für die zweite Förderperiode bis 2017 auseinandergesetzt. Auf Basis der bis dahin sehr erfolgreichen Forschung entwickelten die chinesischen und deutschen Forschergruppen den neuen Antrag.

Sie konnten nach der erfolgten Begutachtung im Oktober 2013 einen großen Erfolg feiern: Der TRR60 wurde für weitere dreieinhalb Jahre von der DFG bewilligt. Elf Teilprojekte in Essen und Bochum werden mit einem Gesamtvolumen von 5,5 Mio. Euro durch die DFG und sieben Projekte in China durch die NSFC mit ungefähr 2 Mio. Euro gefördert. Allein für den Standort Essen bedeutet dies die Weiterfinanzierung von Personal und Sachmitteln in einer Größenordnung von über 5 Mio. Euro. Die UDE und die federführende Medizinische Fakultät haben sich dadurch erneut  sowohl deutschlandweit als auch international als forschungsstarker Standort im Bereich der Infektionsforschung positioniert.

Das Graduiertenkolleg „Modulation von Wirtszellfunktionen zur Behandlung viraler und bakterieller Infektionen“, GRK 1045, lief über die ­maximal mögliche Förderdauer von neun Jahren bis Ende 2013.
Das zentrale Thema des Graduiertenkollegs war die Entwicklung neuer Strategien für die Behandlung akuter oder chronischer Infektionen. Dabei ist nicht direkt der Erreger und dessen Vermehrung das Ziel der Therapie, sondern die Funktion von Wirtszellen bzw. Zellen des Immunsystems. Dank der erfolgreichen Arbeit des Kollegs und dem Aufbau hoher Expertise auf dem Gebiet der Infektionsimmunologie, konnte, gemeinsam mit der Ruhr-Universität Bochum und der ­Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, ein neues Graduiertenkolleg eingeworben werden, das sich mit der Reaktion des Immunsystems bei Infektionskrankheiten befasst. Der Antrag für das neue Graduiertenkolleg mit dem Thema „Immunantwort in Infektionskrankheiten – Regulation zwischen angeborener und erworbener Immunität“ , GRK 1949, ist im November 2013 von der DFG bewilligt worden und startet im April 2014. In der ersten viereinhalbjährigen Förderphase stellt die DFG ca. 4,5 Mio. Euro bereit. Von den ins­gesamt 14 Projekten sind 9 an der Universität Duisburg-Essen angesiedelt. Sprecher des Kollegs ist Prof. Jörg Timm von der UDE.

Im Jahre 2011 konnte das DFG-Graduiertenkolleg „Molekulare Determinanten der zellulären Strahlenantwort und ihre Bedeutung für die Modularität der Strahlensensitivität“ (GRK 1739) durch die Koordinatorin und Sprecherin Prof. Verena Jendrossek vom Institut für Zellbiologie (Tumorforschung) im Team mit Wissenschaftlern des Universitätsklinikums und des ZMB für eine viereinhalbjährige Förderung (April 2012 – Oktober 2016) eingeworben werden. Die Strahlentherapie ist  eine der wichtigsten und wirkungsvollsten Therapieoptionen in der Tumor-Bekämpfung. Um eine wissenschaftliche Basis für die Entwicklung effektiverer Therapiestrategien zu schaffen, sollen mit Hilfe dieses Verbundprojekts  Moleküle identifiziert werden, die die zellulären Reaktionen auf ionisierende Strahlung und damit die Strahlensensitivität bestimmen. Vielversprechende Konzepte  können in der Folge in einem translationalen Ansatz in Kooperation mit klinischen  Partnern in die Klinik übertragen werden.

Im Jahr 2012 wurde GRK 1739 ausgewählt den „Scientist in Residence“ zu nominieren.  Dabei zeichnete das Kolleg Prof. Alan Ashworth, Chief Executive of the Institute of Cancer Research, London, in Anerkennung für seine Verdienste auf dem Gebiet der Tumorforschung mit der Gastprofessor aus. Alan Ashworth ist ein visionärer Wissenschaftler auf dem Gebiet der Krebsforschung. Zu seinen größten Errungenschaften zählt dabei die Identifizierung von Genen, die für die Krebsentstehung, insbesondere von Brustkrebs, verantwortlich sind. Durch seine bahnbrechenden Forschungsergebnisse hat er in den letzten Jahren den Weg zur Entwicklung neuer und innovativer Therapien von Krebserkrankungen bereitet. Gemeinsam mit ihm und weiteren hochkarätigen Wissenschaftlern organisierte das GRK 1739 im Dezember 2012 auf Zeche Zollverein in Essen das Symposium „From cancer defects to novel cancer treatment concepts“.

GRK 1431 mit dem Titel „Transkriptionskontrolle, Chromatinstruktur und DNA-Reparatur in Entwicklung und Differenzierung“ befasst sich mit der Fragestellung, wie Zellen die genetische Information (DNA), die im Zellkern gespeichert ist, lesen und diese für die Entwicklung eines ganzen Organismus mit unterschiedlichen Geweben und Zelltypen nutzbar machen. Nach dem Wechsel von Prof. Ann Ehrenhofer-Murray zur Humboldt Universität Berlin hat Prof. Hemmo Meyer, Molekularbiologie I, ZMB, die Koordination des DFG-Graduiertenkollegs übernommen. Nach einer sehr erfolgreichen ersten Förderphase konnte eine Verlängerung um weitere viereinhalb Jahre bis Ende 2015 erreicht werden. Im September 2012 richtete das Graduiertenkolleg die auch international sehr beachtete und erfolgreiche Konferenz „Chromatin and Epigenetics“, der Deutschen Gesellschaft für Genetik aus.

Darüber hinaus sind ZMB-ForscherInnen an mehreren Schwerpunktprogrammen (SPP) der DFG beteiligt. Hierzu zählen das SPP 1365 „The regulatory and functional network of ubiquitin family proteins”, SPP 1464 „Principles and evolution of actin-nuclear complexes“, SPP 1468 „Osteoimmunology – IMMUNOBONE – A Program to ­unravel the mutual Interactions between the ­Immune System and Bone“, SPP 1267, ein Spezial-Programm der DFG mit dem Thema „Sphingolipids – Signals and Disease“, das von Prof. E. Gulbins koordiniert und kürzlich durch SPP 2123 ergänzt wurde.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Erich Gulbins, Institut für Molekularbiologie der UDE, befasst sich mit mit der Biomedizin von Sphingolipiden. Ein aktuelles Schwerpunktthema betrifft die Rolle von Sphingolipiden bei endogener Depression. Gemeinsam mit  Kollegen der Universität Erlangen-Nürnberg (Prof. Johannes Kornhuber und Mitarbeiter) haben die  Wissenschaftler um Prof. Gulbins neue Erkenntnisse zum Wirkmechanismus von  Antidepressiva gewonnen. Bisher wurde das Auftreten von Depressionen in erster Linie auf eine  Blockade bestimmter Signalübertragungen im Gehirn zurückgeführt, die durch übliche Antidepressiva aufgehoben wird. Die Wissenschaftler fanden jetzt heraus, dass die therapeutischen ­Effekte von Antidepressiva auf einen anderen Wirkmechanismus zurückgehen: Antidepressiva wirken über eine Hemmung der sauren Sphingomyelinase, einem Schlüsselenzym des Sphingolipid-Stoffwechsels. Die Befunde wurden in Nature Medicine veröffentlicht und könnten zur Entwicklung besserer  Behandlungsmöglichkeiten endogener Depressionen führen.

Ein weiteres neues DFG-Schwerpunktprogramm mit dem Namen ‚ Thyroid Trans Act‘ (SPP 1629) startete am 1. Oktober 2012. Prof. Dagmar Führer, Direktorin der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen am Essener Uniklinikum und ZMB Mitglied, ist Sprecherin und eine von drei Koordinatorinnen des auf sechs Jahre aus­gelegten Forschungsprogramms zur besseren ­Diagnose und Therapie von Schilddrüsen­er­kran­kungen. In der ersten Periode wird Thyroid Trans Act mit 7,6 Mio. Euro gefördert. Das interdisziplinär angelegte Programm verbindet Ergebnisse der Grundlagenforschung aus der Molekular- und Zellbiologie mit angewandter Medizin und bringt WissenschaftlerInnen und ÄrztInnen aus 16 deutschen Forschungsinstituten und Kliniken zusammen.