Gesellschaftswissenschaften

Das Institut für Soziologie konzentriert seine Forschung auf das Themenfeld „Neue Arbeitsgesellschaft und Soziale Integration“. Angeknüpft wird hier an die „klassische“ Fragestellung nach dem Verhältnis von Arbeitsteilung und Solidarität. War diese Fragestellung zunächst in der Phase des Übergangs von der Agrar- zur Industriegesellschaft formuliert worden, so stellt sich jetzt die Aufgabe, sie unter den Bedingungen einer modernen Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft neu zu interpretieren und zu untersuchen. Dies setzt voraus, die Wandlungstendenzen auf den unterschiedlichen Ebenen der Gesellschaft (Individuum, Gruppe, Netzwerk, Organisationen, Institutionen) zu analysieren und dabei zugleich eine transnationale und international vergleichende Perspektive zu verfolgen. Die Entwicklung und Anwendung von unterschiedlichsten Methoden der Umfrage- und Sozialforschung ergänzen das Profil, das in einer Reihe von Vorhaben fortgesetzt wurde.
So zeigen die ersten Ergebnisse eines DFG-finanzierten Forschungsverbundes mit Sozialforschern der Universität Bielefeld zum Thema „Beschäftigungsverhältnisse als sozialer Tausch“, dass staatliche und betriebliche Unterstützungsleistungen für Familien in ihrer Wirksamkeit und Inanspruchnahme entscheidend von denjeweiligen Grundarrangements betrieblicher Personalpolitik beeinflusst werden. Betriebliche Personalpolitik ist demnach immer auch Familienpolitik (Prof. Hans-Georg Brose).
Eine 2008 abgeschlossene Untersuchung,die durch die internationale Studiengruppe der VW Stiftung „Kulturelles Kapital in der Migra­tion“ durchgeführt wurde, hat als Ergebnis, dass die erfolgreiche Arbeitsmarktintegration hoch­qualifizierter Migranten nicht nur vom Arbeitsmarkt- und Migrationsrecht, sondern auch von der berufsspezifischen (in-)formellen Verwertbarkeit ihrer Bildungstitel und Kompetenzenabhängig ist. Die methodischen Grundlagender soziologischen Migrationsforschung wurden zudem Nachwuchswissenschaftlern aus 19 Ländern im Rahmen einer internatio­nalen Summer School (in Kooperation mit der Ruhr Universität Bochum) näher gebracht (Jun.Prof. Anja Weiß).
In zwei internationalen Verbünden, gefördert durch die „Japan Society for the Promotion of Science“, fanden Duisburger Soziologen eine wesentliche Ursache von wachsenden sozialen Ungleichheiten in der Erweiterung von temporären Arbeitsverhältnissen, die zunehmend von etablierten Formen sozialer Leistungen sowie des Arbeitsschutzes und damit von staatlichen Regulierungen abgekoppelt werden (Prof. Karen Shire).
Fortschritte auf dem Gebiet der „Survey Methodologies“ erreichten Duisburger Soziologen, u. a. durch die Entwicklung eines Archivierungstools für Survey-Fragen und Survey-Daten sowie durch neue Maßnahmen, die personenbezogene Daten im Linking von Datensätzen besser schützen. Im Jahr 2008 wurde der Duisburger Schwerpunkt in der Methodenentwicklung durch die im Institut für Soziologie angesiedelte Koordi­nation des DFG-Schwerpunkts 1292 „Survey Methodology“ (in Kooperation mit der Universität Bremen und dem DIW, Berlin) fest verankert (Prof. Rainer Schnell).
Neben Herausgeberschaften in einer Reihe von deutschsprachigen Zeitschriften und Leitungsfunktionen bei der Deutschen Gesellschaft für Soziologie wurden im Jahr 2008 zwei internationale „open access“ Zeitschriften von Duisburger Soziologen redaktionell (mit)geleitet: „Survey Research Methods“ und „Science, Technology, and Innovation Studies“. In 2008 wurden von Duisburg aus zudem mehrere Panels des „International Sociological Association Forum“ und „Research Committees“ geleitet. Mehrere Forschungsvorhaben wurden in internationalen Verbünden realisiert, die von Ostasien bis Nordamerika reichten.